Die Geschichte des Volvo 480:


Im Jahr 1978 startete Volvo die Entwicklung einer vollständig neuen Modellreihe.
Es sollte sich hierbei jedoch nicht nur um ein neues Modell, sondern um ein
neues Konzept handeln.


Für die ersten Design-Entwürfe wurden in der Hauptsache vier Design-Teams
beauftragt, Entwürfe für das äußere Erscheinen des neuen Volvo zu entwickeln:

Ein Team, welches direkt von Volvo Schweden geleitet wurde, ein weiteres
aus den Niederlanden sowie zwei weitere italienische Designer namen sich
des neuen Volvo-Sportwagens an.
Nachdem verschiedene Konzepte vorgestellt waren, bekam schließlich der
niederländische Entwurf des Konstrukteurs John de Vries den Zuschlag,
und das Projekt des neuen sportlichen Volvos hatte erste Formen angenommen.


Einen Schwerpunkt hatte man von vornherein auf ein leicht keilförmiges
Äußeres mit einer sehr flachen Frontpartie gelegt.
So kam denn schließlich auch der Volvo 480 zu seinen Klappscheinwerfern.
Volvo hatte nämlich als Hauptabsatzmarkt die USA vorgesehen, und die
seinerzeit dort gültigen Vorschriften verlangten nach einer Mindesthöhe
für die Hauptscheinwerfer.
Dies ließ sich natürlich nicht mit der geplant niedrigen Frontpartie vereinbaren,
so griff man eben zur etwas "exklusiveren" Variante.


Die Heckpartie hingegen beschritt nicht einen neuen Weg im Volvo-Design,
vielmehr kann man in Ihr getrost eine Hommage an den legendären
Volvo P1800 ES, den Schneewittchensarg, sehen.
Die großzügige Verglasung rundum, die Mischung aus der zeitgenössischen
sportlichen Frontpartie und dem langen, kombiähnlichen Heck mit der
vollverglasten Heckklappe lassen den neuen
kleinen Elch als eine moderne Interpretation einer Legende wirken.

Der Volvo 480 spielte für die schwedische Automobilfirma jedoch besonders
in technischer Hinsicht die Rolle eines Vorreiters.
Von Beginn an liefen alle Volvo 480 mit Benzineinspritzung vom Band,
was 1986 durchaus nicht selbstverständlich war...

Auch in Sachen Fahrzeug-Elektronik hatte Volvo die Nase vorn.
Die zentrale Elektronik-Steuerung des Volvo 480 verfügte zur Markteinführung
1987 über nicht weniger als 27 verschiedene Funktionen, vom Tacho über
Beleuchtung von Tür- und Zündschloss bis zum automatischen
Heckscheibenwischer.

Vor allem war es aber natürlich der Frontantrieb, den Volvo beim 480 erstmals
in der Serie einführte.
Die Anforderungen von Volvo an sein neues Modell bestanden aus einem
geräumigen Innenraum, der 4 Personen bequem Platz bieten sollte,
sowie aus einem sicheren und agilem Fahrverhalten - folglich kam man um
den Frontantrieb nicht herum.

In der Presse erschien der Volvo 480 erstmals 1985 als Erlkönig, gegen Ende
des Jahres wurden erste offizielle Pressefotos veröffentlicht.
In Natur zu bewundern war der 480 dann erstmals auf dem
Genfer Autosalon 1986.
Ursprünglich sollte die Markteinführung des 480 mit demTopmodell der Baureihe,
dem Volvo 480 Turbo, starten, doch technische Probleme mit dem aufgeladenen
Motor verzögerten zunächst den Start. So wurde der Volvo 480 zum Beginn
seiner Karriere mit einem Saugmotor, der zusammen mit Renault
entwickelt wurde, und aus 1,7 Liter Hubraum 109 PS bzw. mit geregeltem
Katalysator noch 95 PS leistete.

Die Probleme mit dem aufgeladenen Motor waren jedoch bald behoben,
und im Frühjahr 1988 schob Volvo die 120 PS leistende Turbo-Version nach.
Insgesamt war der Volvo 480 damit in vier Leistungsstufen von 95 PS
(mit geregeltem Katalysator), 106 PS mit ungeregeltem Kat.,
109 PS ohne Abgasreinigung sowie dem neuen 120 PS-Turbomotor erhältlich.

In den folgenden Jahren wurde der Volvo 480 stetig, wenn auch behutsam
weiterentwickelt, kleinere Neuerungen flossen ständig in die Serienproduktion
ein. Die erste größere Modellpflege fand 1990 statt. Ab diesem Jahr bot Volvo
nur noch Fahrzeuge mit geregeltem Katalysator an, den Turbomotor weiterhin
mit der Leistungsausbeute von 120 PS, die 1,7-Liter Variante nun in
überarbeiteter Version mit 102 PS im 480 ES.

Das Tankvolumen wurde von 48 Litern auf 60 Liter Fassungsvermögen erweitert,
die moderner wirkende Velourspolsterung "Multicolor" hielt Einzug,
gemeinsam mit serienmäßigen Kopfstützen nun auch auf den hinteren
Sitzplätzen.

Durch stete Modellpflege versuchte Volvo das Interesse am 480 immer weiter
aufrechtzuerhalten, was schon allein aufgrund des von Beginn der Produktion
an vergleichsweise hoch angesetzten Verkaufspreise kein leichtes Unterfangen
war. So wurde beispielsweise 1992 ein Sondermodell in zweifarbiger Lackierung,
seegrün mit silbern abgesetzten Flanken und Stosstangen, vorgestellt.
Als "Two-Tone" ist dieses recht seltene Modell heute bei Liebhabern
des Volvo 480 sehr gesucht.

Um aber letztlich den weiteren Verkauf des Volvo 480 sicherzustellen,
folgte auch Volvo dem zu Beginn der Neunziger Jahre immmer lauter
werdenden Ruf nach steigender Sicherheit in Kraftfahrzeugen, verbunden
mit einem gesteigerten Verlangen nach Komfort schon in den
kleineren Fahrzeugklassen. Zum Modelljahr 1993 wurde daher der Fahrerairbag
als Option angeboten, beim Turbo gehörte das ABS zur Serienausstattung.
Das Modellprogramm des Volvo 480 wurde ebenfalls neu geordnet,
der bisherige "ES" entfiel auf dem deutschen Markt, dafür ergänzte nun
das etwas sparsamer ausgestatte "S"-Modell den nach wie vor angebotenen
480 Turbo. Anders als das ES-Modell zuvor bot der Volvo 480S etwa keine
serienmäßigen Leichtmetallfelgen, auch das im Cockpit bisher obligatorische
Informations-Center war nur gegen Aufpreis zu haben.
1993 wurde der bisherige 1,7 Liter-Saugmotor durch einen etwas
drehmomentstärkeren Motor mit 2 Litern Hubraum ersetzt, der auf dem bisher
eingesetzten Motor basierte und eine Nennleistung von 109 PS entwickelte.


Die letzte große Modellpflege erhielt der Volvo 480 1994.
Alle in Deutschland ausgelieferten 480 hatten fortan ABS und Airbag
serienmäßig, zusätzlich wurde als Ausstattungsvariante der Volvo 480 GT
eingeführt. Das GT-Paket enthielt neben Klimaanlage, Lederausstattung
sowie Sitzheizung auch Metallic-Lackierung, einen höhenverstellbaren
Beifahrersitz sowie das 1994 in der Modellreihe eingeführte TRACS,
eine über das ABS-System geregelte Traktionskontrolle.
Äußerlich sind die letzten Modelljahre 1994/1994 an den nun weiß gefärbten
Blinker-Gläsern zu erkennen, die heute gerne nachgerüstet werden.

Im Jahr 1995 lief nach neun Jahren die Produktion des Volvo 480 aus.
In Deutschland und England wurde jeweils eine Sonderserie aufgelegt,
mit der sich der Volvo 480 vom Markt verabschiedete.
Die jeweils letzten 480 verkauften Modelle liefen als "Celebration" (England)
bzw. als "Collection" in Deutschland vom Band.
Beim Erwerb eines dieser letzten Modelle wurde von Volvo noch ein
Collection-Zertifikat aus Metall mitgeliefert, die Collection-Modelle liefen
weitgehend mit Vollausstattung sowie speziellen Chrom-Einstiegsleisten
sowie einer Collection-Plakette am Armaturenbrett vom Band.
Auch diese letzten Modelle des Volvo 480 sind heute unter den
Liebhabern sehr begehrt.

Etwa 80.000 Fahrzeuge der Baureihe wurden insgesamt produziert,
doch trotz der geringen Produktionszahl ebnete der Volvo 480 für Volvo
den Weg in die Neuzeit.
Er stellte einen Aufbruch in das Zeitalter umfassender Elektronik im
Fahrzeugbau Volvos dar, war der erste frontgetriebene Volvo aller Zeiten
und bildete die Vorhut für die neue Kompaktklasse, den Volvo 440/460,
mit der er Technik und Bodengruppe teilte.

Auf dem Weg zum Youngtimer wird der Volvo 480 seinen Weg machen.
Mittlerweile hat sich eine aktive Fangemeinde um dieses außergewöhnliche
Fahrzeug entwickelt und die wenigen auf deutschen Strassen anzutreffenden
Fahrzeuge werden mehr und mehr von Liebhabern bewegt.

Wir möchten hierzu unseren Teil beitragen.

Der-kleine-Elch, 2002 - 2009